Leben, Lieben, Sterben

Genau ein Jahr ist es jetzt her, dass meine Oma friedlich eingeschlafen ist. Genau vor einem Jahr hat sie ihren letzten Atemzug gemacht und ist mit Opa auf dem Moped über den Regenbogen geflitzt…
Genau vor einem Jahr war auch dieses spezielle Wochenende, an dem noch viel mehr als meine Oma gestorben ist, oder hat sie vielleicht auch einfach nur mitgenommen was in meinem Leben eh schon „faul“ war?

Jedenfalls hat sich in diesem einen Jahr mein Leben von Grund auf geändert.
Gestorben ist das organisieren von Veranstaltungen für andere Menschen, geblieben ist das was ich selbst lehren kann.

Gestorben sind auch einige Freundschaften – so diese denn je wirklich welche waren.
Auch ein paar Vorstellungen/Erwartungen was Gemeinschaft, gemeinsam schaffen so sein kann, haben sich in Enttäuschung / Klarheit aufgelöst.

Aber was war eigentlich passiert – außer das meine Oma gestorben war?

Nun, ich hatte an diesem Wochenende ein Seminar ausgeschrieben, von mir geplant, organisiert und in meinem Haus durchgeführt – extra günstig, damit sich das viele leisten können, war die Vorgabe von 2 der 3 Frauen die ich als Leiterinnen für dieses Seminar eingeladen hatte. Mit mir wären wir 4 Seminarleiterinnen, die Inhalte des Wochenendes sollten unter uns aufgeteilt werden. Der Erlös unter allen 4 Leiterinnen aufgeteilt werden.

Soweit so gut.

Wenn, ja wenn da nicht meine Oma genau an dem Wochenende gestorben wäre…

Als sie die erste Nacht von Mittwoch auf Donnerstag im Sterben lag und ich an ihrem Bett wachte, überlegte ich mir das Seminar abzusagen. Doch mein innerer Bewacher, jener welcher immer alles richtig machen möchte und allen Menschen dienen will meine:“ Ach was, das schaffen wir schon – irgendwie geht es immer!“
Also habe ich nicht abgesagt, sondern den Dingen ihren Lauf gelassen.

So saß ich auch die zweite Nacht am Bett meiner Oma. Es war mir wichtig da zu sein.
Für mich war es ein großes Geschenk meine Oma auf ihrem letzten Weg begleiten zu dürfen und zu können. Freitag früh um kurz vor 6 Uhr durfte sie dann gehen. Etwas später als die Verwandtschaft eintrudelte, verabschiedete ich mich und fuhr nach Hause – ich hatte ja ein Seminar vorzubereiten…

Als nun die restlichen Lehrerinnen am frühen Nachmittag ankamen, erzählte ich ihnen von meiner aktuellen Situation. Nämlich das ich die letzten beiden Nächte am Sterbebett meiner Oma verbracht hatte und diese gerade eben vor ein paar Stunden ihren letzten Atemzug gemacht hatte. Ich bat sie, das Wochenende ohne mich als Lehrerin durchzuführen, da ich mich nicht imstande fühlte zu unterrichten. Doch aus dem Hintergrund wollte ich mich darum kümmern, dass alles gut lief, die Gruppe mit allem versorgt wird was die braucht und überhaupt das Seminar für alle zu einem guten und kraftvollen Erlebnis wird. Das tat ich dann auch.

Zwischendrin trafen meine Tante und ich noch den Pfarrer um die Beerdigungszeremonie zu besprechen und andere Dinge zu regeln.

Chaotisch war es, unruhig und immer wieder spürte ich ein Gefühl von Wut in mir.
Ich konnte es jedoch nicht wirklich zuordnen. Irgendwas in mir ließ mich deutlich spüren – da stimmt was nicht!

Am Sonntag Nachmittag, nachdem ich mit der Gruppe die Schwitzhütte in den Bergen vorbereitet hatte, meine Wäsche aus dem Krankenhaus gewaschen war und ich endlich meiner Schwägerin die 100m von mir entfernt wohnt Bescheid gesagt hatte das meine Oma gestorben war, war endlich etwas Luft.

Ich legte mich in meinen Liegestuhl auf die Terrasse in die Sonne und wollte einfach nur durchschnaufen und alles abstreifen, was die letzten Tage passiert war.

Doch offensichtlich waren meine Verbündeten, oder war es meine Oma, da anderer Meinung – sie schenkten mir bildhaft eine Szene, die sich jedoch erst am nächsten Tag in meiner Küche abspielen sollte. Allerdings detailgetreu, wortwörtlich – ich hatte sozusagen eine Vision.

So kam es am letzten Tag, nachdem alle Teilnehmerinnen gegangen waren, zu dieser Situation die ich am Tag zuvor gesehen hatte. Die Frauen kamen zu mir in die Küche um abzurechnen. Ich hatte den Erlös wie besprochen durch 4 geteilt und gab jeder der 3 Frauen einen Umschlag mit ihrem Anteil. Den 4 Umschlag, behielt ich selbst.
Eine der Frauen schaute mich an und meinte: „Damit sind wir nicht einverstanden, dein Anteil gehört uns, du hast ja nichts getan.“

Eine zweite Lehrerin stimmte zu, sie war ebenfalls der Meinung, das mir kein Geld zustände, abgesehen von dem Verpflegungsgeld. Dieses Verpflegungsgeld hatte ich auf Wunsch genau dieser beiden Frauen so knapp berechnet hatte, das es gerade mal kostendeckend war, weder für den Raum noch für die Schwitzhütte hatte ich etwas zusätzlich verrechnet.

Ganz ehrlich?
Noch ein paar Monate zuvor, hätte ich überhaupt nicht daran gedacht mir selbst einen Anteil auszuzahlen, denn ich hatte ja nicht unterrichtet.
Doch an diesem Tag, stand ich auf und stellte etwas klar:

Die Idee war von mir,
Die Werbung war von mir,
Die Organisation war von mir,
Der Raum in dem das Wochenende stattgefunden hat war von mir,
Die Schwitzhütte und das Holz für die Zeremonie waren von mir.

Für 68,- Euro bekam die Gruppe 6 Mahlzeiten, biologisch vollwertiges Essen, Obst, Kaffee, Tee – gekocht habe ich selbst für die ganze Gruppe von gut 30 Personen. Ich stand also genau genommen das ganze Wochenende in der Küche.
Aufgeräumt nach dem Seminar, habe ebenfalls ich.
Es sind dann schon mal so 3-4 Stunden, bis die ganze Seminarebene wieder sauber ist, nach so einem Wochenende.

Ich habe was getan, sogar ganz viel.
Ich habe dafür gesorgt, dass dieses Wochenende überhaupt stattfinden konnte.

Was ich aber auch noch getan habe, ich habe mir selbst an diesem Montag Wertschätzung geschenkt. Ich habe anerkannt was ich geleistet hatte und ich hatte erkannt, das vieles an „wir sind Schwestern“ tatsächlich nur Schall und Rauch ist.

Es tut weh, wenn Menschen von denen du glaubst, dass sie Freunde sind, dir ins Gesicht lächeln uns trocken sagen:
“ Was soll ich denn hier bei dir noch, wenn du mir kein Geld mehr bringst?“

Und doch – sind genau diese Menschen die wohl wertvollsten Arschengel!
Denn sie bewegen etwas, wenn es verstanden wird!

Ich bin den beiden Frauen von Herzen dankbar für diese Aktion, sie war der letzte Tropfen der gefehlt hatte um ein Fass überlaufen zu lassen, das schon kurz vor dem gammeln war. Damit habt ihr meine Fesseln der Dienerin gelöst!

Ja es war für mich schräg, schmerzhaft und es beschäftigte mich ein ganzes Jahr – wobei da noch mehrere andere Geschichten mit hinein spielen – die allesamt um dieselben Themen kreisen – Selbstwert und Vertrauen.

Unterm Strich hat dieses Sterbe Wochenende mein Leben mehr als nur bereichert und in eine Richtung gelenkt die für mich einfach nur gut, richtig und stimmig ist.
Das Trauerjahr welches heute zum Abschluss kommt lehrte mich vieles und tut es immer noch.

Jetzt, ein Jahr später hat sich meine Oma gestern wieder bei mir gemeldet.
Ich hatte eine Lomi Lomi Sitzung bei einer sehr spannenden Frau. Auch das gehört für mich zum abschließen dieses Trauerjahres. Während der Sitzung war sie da, ich konnte sie spüren. Eine Botschaft hatte sie für mich – geh hinaus in die Welt und arbeite mit den Menschen, erzähl ihnen von Sonnenfrauen und Mondmännern.

Tu es jetzt!

Als meine Oma vor einen Jahr starb, durfte die Lehrerin in mir geboren werden.
So lange Zeit glaubte ich mein Weg wäre der Weg der Heilerin, der Schamanin – doch ich irrte, ich werde unterrichten, lehren und mein Wissen weitergeben – egal was andere mir erzählen mögen.

Und ich werde mein Licht ehren, es hüten und leuchten lassen soweit und so hell wie es mir möglich ist.

Danke Oma, du wunderschöne Seele für dein ewiges SEIN!

Herzgruß in die Welten,
Sabrina

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